Anakin Skywalker VS König Ödipus



In STAR WARS dreht sich vieles um Weltraumschlachten, Jedi-Power, zahlreichen waghalsigen Stunts eines Obi-Wans [die leicht hätten schiefgehen können], des Öfteren An-Klippen-Hängen und Droiden-Sex, aber im Kern ist es die Geschichte von Anakin Skywalker, der zu Darth Vader wird und dadurch der TOTALEN Revolte verfällt –  im Klartext: den Kampf gegen das Schicksal! der in der Niederlage und Frustration stetig zur Umwälzung all seiner Werte führt. Anakin Skywalker ist der gefallene Engel und der neue König Ödipus.

Sehen wir mal ab vom Jesus-Bezug und dem Neo-aus-der-Matrix-Beinamen, den Anakin durch die zu Grunde liegende unbefleckte Empfängnis seiner Geburt den Titel eines wohlmöglichen Chosen Ones erhält: Der Kern seines Schicksals ist, dass er sein eigenes Schicksal herbeiführt. Durch seine Angst, Padmé zu verlieren, biegt er sich so sehr von seinen Überzeugungen weg, dass seine Frau, die Mutter seiner Kinder nicht aus gesundheitlicher Schwäche stirbt, sondern ihren Lebenswillen verliert. Denn zu diesem Zeitpunkt ist Padmés große Liebe Anakin Skywalker im klassischen Sinne von Episode IV nicht mehr am Leben, sondern getötet von Darth Vader, seinem dunklen Alter-Ego.
Ich gebe zu, bei «Star Wars Episode III: The Revenge of the Sith» geflennt zu haben und dass meine Haut mehrmals im Film  sich zur Totenstarre erhoben hat. Es ist eine Tragödie, wie wir sie seit der Antike kennen, aber immer mehr verlernt haben, wirklich davon berührt zu werden. Wie lange dauert es, bis ein Durchschnittsjugendlicher von der Tragödie des König Ödipus erfährt und bei seinem Namen nicht vor Jungfreulichkeitsverlegenheit die „(Ödi)Pussy“ herausstreichen muss? Wie lange dauert es, bis er überhaupt eine gelungene Umsetzung der Geschichte, sei es im Theater oder als Film, sieht, die ihn erst wirklich berühren kann? Den Ritterschlag zum räudigen Emo gibt?

Anakin Skywalker ist König Ödipus.

Ödipus' Awesomness: Er hat das Rätsel der Sphinx gelöst.
Sigmund Freud hat leider Ödipus' Namen vergewaltigt, und zwar mit dessen eigenen Tragödie. Der berühmte Psychoanalytiker hat Ödipus dessen Eltern-Problem deepthroat-artig in den Mund gesteckt und auf einmal denkt jeder nur an Ödipus den Vatermörder und buchstäblichen Motherfucker. Dabei ist der ganze Kern dieser Tragödie, auf natürliche Weise lehrreich für das Dasein jedes Einzelnen, ein anderer: Ödipus wollte seinen Vater nicht umbringen und auch seine Mutter nicht sexuell lieben, aber leider wurde er bereits im Schatten dieser Prophezeiung geboren, weshalb er von seinen königlichen Eltern getrennt und ohne des Wissens seiner eigentlichen Herkunft von Pflegeeltern aufgezogen wurde. Dennoch erfährt der junge Ödipus von seinem Schicksal, aber in seiner Smartness und Awesomeness meint er dagegen anhalten zu können, er will seinem Schicksal entlaufen. Auf seinem Weg dabei tötet er einen frech gewordenen Like-a-Boss-Typen und schläft mit einer ihm attraktiven Frau, die nur etwas älter ist als Ödipus [sowie Padmé auch ein paar Jährchen älter ist als Anakin]. Und dann der Schock, die Erkenntnis, was ihm passiert ist, was er getan hat, wovon er weglaufen wollte und genau damit direkt in die Arme dieses Schicksals gelaufen ist. Es ist ein Paradoxon, ein schreckliches, und Ödipus sticht sich dafür die eigenen Augen aus.
Anakin ist nicht anders: Er hat in seinen Träumen den baldigen Tod seiner Mutter vorhergesehen, wenig später fingen dann die Träume von Padmés Sterben an. Natürlich freakt der Junge ab und versucht alles Mögliche, diesem Schicksal Einhalt zu gebieten. Eins nach dem anderen kommt zusammen, und irgendeine obskure Macht-Application wird ihm mehr zum rettenden Anker im Gegensatz zu den enttäuschenden Limitationen seiner Jedi-Professoren. Nur zu dumm, dass er dafür der dunklen Seite der Macht überlaufen muss. Denn das gefällt Padmé weniger gut und aus Liebe wird schnell Hass und häusliche Gewalt: Anakin würgt seine Frau in die Bewusstlosigkeit. Damit hat er seine eigene Prophezeiung herbeigeführt. Als er nach seiner Cyborg-Transformation zum klassischen Darth Vader von seinem Herrn Imperator noch die Lüge In Your Face! bekommt, dass er seine Frau eigenhändig umgebracht hat, ist es der größte Weltschmerz, den ich nach den ohnehin schon sehr aufregenden zwei Stunden des Films noch kaum ertragen kann, ohne laut loszuheulen [Gänsehaut!].
Anakin Skywalker, im Badass-Mode


Während die ersten drei Episoden stetig düsterer werden, geht es wieder hoch in Episode IV bis Episode VI. Wenn jemand jetzt doch diesen Freudianischen Bezug zu Ödipus haben will, dann siehe einer sich Luke Skywalker an, der seinen Vater ohne Kenntnisse von deren Stammbaumzugehörigkeit  töten will und auf seine eigene Schwester steht, die ja ein wenig mehr der Mutter gleich kommt. Luke ist jedoch nicht der Protagonist für die Tragödie, aber das ist eine andere Geschichte...

Star Wars ist im Kern älter, als die Fans denken mögen, aber dadurch wird es zur modernen Mythologie. Daher ist wohl auch Anakin so eine große Inspiration. Möge Facebook mit ihm sein!

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