DAVID LYNCH: It happend at night


Langeweile beschäftigt mich in der Biologie-Vorlesung. Was gibt es also Besseres? Eine DAVID LYNCH-Ausstellung in München. Die Biologie des Freaktums ist Teil von Lynchs Schaffen, wie sich vielleicht an ELEPHANT MAN oder die Wichtigkeit von Ohren und anderen Körperteilen in seinem filmischen Werk erahnen lässt: der Weltraum namens INNEREIEN, die Raumfahrt in seine eigenen Gedärme mit dem Zwillingsschiff ANATOMIE und SURREAL.
So besuche ich also mitsamt eines gütigen Freundes von Filmstudent (der mich auf die Ausstellung aufmerksam gemacht hat) die Gallerie Karl Pfefferle, um in den minimalistisch gehaltenen weißen Räumen das Gebashe aller möglichen Materialien auf Leinwand, Holz oder Wellpappe sowie die weitaus zarteren und traumartigen Kohle- und teils angetuschten Zeichnungen zu beäugen. 

Lynch hört in seinen Gemälden nicht auf, Geschichten zu erzählen. Nur sind auch dies bloß Ansätze von Geschichten, die mit spannendem Unbehagen das Schiefe dieser Realität erahnen lassen. Teilweise erkennt der Cineast sogar schnell bekannte Filmszenen wieder wie bei two figures by CAR eine psychedelische Sex-Szene in der Wüste vor einem Auto, oder er fühlt sich an so etwas wie Saladfingers aus dem Internet oder auch an Tim Burton erinnert. Ein Philosoph würde anmerken, dass das Konzept von ZUHAUSE in Lynchs Werk bereits nacktes Unbehagen auslöst. Die einzige Zufluchtsstätte bietet keine Sicherheit vor dem Grenzausbruch innerhalb von Realität. Alles ist auf jeden Fall reichlich... strange, wie es auch Lynchs Lieblingsgefühl und Wort ist. Und doch, man mag staunen, gab es keine Kindheitstraumata der schlimmen Art, die Lynch verstört hätten - er ist ein Beispiel dafür, wie selbst ein unbekümmertes Kind mit einer glücklichen Kindheit den radioaktiven Schatten der alltäglichen Strangeness als sein eigenes Selbst akzeptiert und aus diesem zeitlebens für sein kreatives Pool schöpft.

Einmal bot sich mir die Chance, Lynch-Bilder zu sehen, doch dies hing mit einem megalomanischen Plan zusammen. Umso glücklicher ist der Surréalist, dass er nun in derselben Präsenz Lynchs gleichstehen konnte. Ich will auch nicht mehr Worte dazu verlieren, wie die Fortsetzung seiner Geschichten ebenso ohne Worte weiterlaufen müssen.

Weitere Bilder gibt es hier.


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