Eine Nacht am Bahnhof 21
Gestrandet zwischen meiner Heimat und meinem universitären Zuhause. Am nächsten Tag geht die Uni weiter, aber aufgrund von Murphy's Law - so gut wie alles, was schief gehen konnte, ist schief gegangen - muss ich einem langen und anstrengenden Unitag mit einer Nacht zum Montag am Bahnhof Stuttgart entgegensehen. Die Stimmung hier ist faszinierend ruhig, und ich bin nicht mal der einzige, der warten muss, bis der erste Zug in einigen Stunden weiterfährt. Sowas nennt man ein kleines Abenteuer, und weißgott, das ist immer noch mehr als ein Kücknitz-Abenteuer*.
Schwarz-Weiß-Portraits von Obdachlosen und ihre Zitate zieren zusammengepfercht in einer Ecke den Bahnhhof, ich habe Zeit und schaue sie mir genau an. Wohnungslos, mich beschleicht das Gefühl, dass ich das auch sein könnte. Und doch bin ich es nicht. Steht mir einfach mehr Glück im Leben zu oder sind es doch bestimmte Qualitäten, die mir dieses Schicksal aus meiner eigenen Kraft heraus ersparen und die unter den teils schon melancholisch-romantischen Abbildungen verdeckt werden? Eben weil sie alles erklären würden und sich dann viel von meinem Mitleid in Luft auflösen würde? Besser ist, ich weiß es nicht, die Unruhe ist gesünder als die Arroganz.
Ich überlege tatsächlich hinter dem Schutz der Fotowände einen geeigneten Schlafplatz zu finden, und nicht mit den anderen schlafenden Wölfen im Warteraum auf einem Sitz zusammenzukauern. Auf dem Klo spielt seltsam atmosphärische Musik, leichtes Keyboard-Synthesizer-Piano auf simplen Snare-Beat-Rhythmen.
Ich überlege tatsächlich hinter dem Schutz der Fotowände einen geeigneten Schlafplatz zu finden, und nicht mit den anderen schlafenden Wölfen im Warteraum auf einem Sitz zusammenzukauern. Auf dem Klo spielt seltsam atmosphärische Musik, leichtes Keyboard-Synthesizer-Piano auf simplen Snare-Beat-Rhythmen.
Schon in meiner Bangkoksurrealist-Ausgabe habe ich vom Reisen als Star Wars-Lebensgefühl gesprochen, nicht vom Krieg und den Kämpfen, sondern eben den unscheinbaren Alltag und den Reisen, die dort gezeigt werden. So ein Gefühl habe ich jetzt natürlich wieder, und so ein Gefühl breitet sich bei mir als Vorfreude aus, wenn ich an Japan denke.
Mal sehen, was ich noch vor der Uni hier so treiben kann.
* Nichts klingt ironischer als eine Jugend voller Erlebnisse in einem Lübecker Arbeiter-Vorort, der zum allgemeinen Scherz unter den Kücknitz-Flüchtlingen geworden ist.
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