Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie...

Bukowski muss wohl auch STAR WARS gemocht haben. Wenn er noch leben würde, wäre er vielleicht sogar ins Kino gegangen für THE FORCE AWAKENS, wie ich es morgen vorhabe. Endlich sind die gut zwei Jahre rum, in denen mich die Vorfreude im Prinzip dauerfeucht gemacht hat. Spätestens mit dem ersten offiziellen Teaser zum Film hat sich auch die Welt wieder daran erinnert, was Disney und JJ. Abrams zusammen verkündet haben: den Krieg der Sterne für die nächste Generation zu schmieden. Seitdem begann wirklich nahezu jeder auf STAR WARS zu warten, sowohl im Guten als auch Schlechten. Wie es immer ist, steckt anfangs viel Abneigung vor einer neuen Trilogie - welche Skepsis im Anbetracht des Franchise-Ausschlachtens der modernen Filmindustrie verständlich ist. Es sei also verziehen. Auch ich als eingefleischter Fan habe die erste Verkündung mit einem zwiespältigen Gefühl aufgenommen, besonders da der konservative Ultra-Kitsch von Disney in meinem Kopf spukte (Leia als Disney-Prinzessin umdenken). Alles würde sich ändern. So wie die Matrix-Fortsetzungen den Mythos des ersten Films zerstört haben, so fragte ich mich, wofür ist nun Anakin zur dunklen Seite übergetreten und hat uns als tragischer Anti-Held sechs Episoden und fast 30 Jahre lang als Darth Vader so fasziniert und gleichzeitig das Fürchten gelehrt? Wo will eine neue Trilogie an dieses Leiden ansetzen? Die Freude, das es in der Hollywood-Zukunft einfach etwas zu freuen gibt, war mehr das Schmunzeln einer Wunsch-Fantasie, als dass STAR WARS erfolgreich fortgesetzt wird. Doch kapieren konnte ich nicht, dass da wirklich ein großangelegtes Projekt auf die Beine gestellt wurde. Die Räder einer immensen Maschinerie fingen an, leise im Hintergrund zu rattern.

Immerhin: George Lucas hat sein Zepter an einen Regisseur abgegeben, der sein Metier durchaus beherrscht und vor allem eins ist - ein Fan. Ich spreche mich immer heftig gegen Fanservice aus, aber zu Recht gab es auch viel Kritik gegenüber den letzten drei Filmen, die im schieren Größenwahn von George Lucas allein inszeniert wurden. So ist es vielleicht im besten Sinne, dass ein Erbe abgegeben wird an den Schüler, der nicht nur der Lehre folgt, sondern diese selber repräsentiert. Also ließen wir JJ. Abrams gewähren, er war dieser langerwartete Jüngling, der nicht nur die Form, sondern auch die Philosophie dahinter verstand. Er war Bewohner beider Welten: In ihm vereint sich, was als professioneller Filmemacher wichtig ist und Priorität besitzt, aber auch was die Magie des Films für den Kinobesucher und dem 10-jährigen Ich ausmacht.

Spannend wurde es, als die ersten Gerüchte zur Story mitsamt Konzeptbildern zu Tage kamen, ohne dass die Weltöffentlichkeit davon Notiz trug. Die erste Einstellung des Films beginne im Kubrick-Style mit einem Lichtschwert im All, dass auf den Planeten fällt und so in die Hände der neuen Protagonisten gelangt, auf der Quest das Schwert seinem ursprünglichen Besitzer zurückzubringen. Dieser sei Luke Skywalker, der allerdings verrückt und ein unberechenbares Etwas zwischen Jedi und Sith geworden ist, weder auf der hellen noch der dunklen Seite. Wohlgemerkt, das sind krasse Gerüchte. Was ich aber daraus ziehen konnte, dass es auf jeden Fall wieder betont düster werden sollte im STAR WARS-Universum, obwohl das Imperium ja angeblich zerschlagen wurde. Und darum geht es auch: Wie kann ein galaktisches Imperium nur mit einem Mann, dem Imperator Palpatine, stehen und fallen? Tut es nicht. Von Anfang wurde klar gemacht, dass ein dreißigjähriger Krieg daraus geworden ist. Mittlerweile wissen wir auch, dass eine Reorganisation stattgefunden hat. Aus dem Imperium wurde die First Order, aus der Rebellion wurde der Widerstand. Besonders gefiel mir aber auch, dass einer meiner Lieblingsjungschauspieler Adam Driver die Rolle des Antagonisten übernimmt, mittlerweile bekannt unter dem Namen Kylo Ren. Da sein Charakter in GIRLS schon etwas Faszinierendes zwischen Gutem und Unbehaglichem hatte, konnte ich mir sicher sein, dass auch seine STAR WARS-Persona mehrdimensional aufgebaut sein und hypnotische Anziehungskraft bilden würde.
Ein weiterer kleiner Meilenstein war für mich, als Bilder der neuen Sturmtruppen-Helme geleaked wurden. Als eines der wohl zeitlosesten Designs unserer Popkultur fand eine gelungene Evolution statt, in der die Sturmtruppen des Imperiums retro-futuristisch im Sinne der 1970er Jahre über die Klonkrieger aus Episode II mit ihrer Art Deco-Erhabenheit so nun in unser Jahrzehnt gewandert sind. Somit wird an die neuen Sturmtruppen unser Jahrzehnt in Design weitergegeben: iPhone und Nike Airmax. Wie lächerlich das auch klingen mag, aber es hat grandios geklappt, die neuen Stormtroopers sehen KILLA aus.

Dann kam der Teaser. Dann noch einer, und dann der phänomenale Trailer. Der Moment, als ich Han Solo und Chewbacca das erste Mal sehen durfte... auch jetzt, wenn ich mich erinnere, bekomme ich Gänsehaut, so absolut elektrisierend war der Anblick. So sehr ist STAR WARS ein Teil meiner eigenen Kultur geworden. Zur Vorbereitung habe ich unorthodoxer Weise alle sechs Filme von Episode I bis VI in genau dieser Reihenfolge gesehen, um die Wirkung zu haben, wie sich denn überhaupt Kontinuität im STAR WARS-Universum anfühlt. Morgen dann kann ich endlich diese meskalintrunkene Gegenwart des Films auf mein Hirn niederprasseln lassen.

Das ist der Plan, so sieht meine schriftlich fixierte Vorfreude aus, deren Phase sich verändert, sobald der Film zur gelebten Wirklichkeit vor mir abläuft. Meine Erwartungen sind jetzt schlicht und ergreifend IMMENS. Nur Musiker wie Serj Tankian oder die Jungs von Rammstein haben mich im Warten eines neuen Albums bisher so dauerfeucht gemacht, wie es dieser Film tut. Wenige Tage später werde ich noch ein weiteres Mal ins Kino gehen, um zu begreifen, was es dort zu begreifen gibt. Erst nachdem ich THE FORCE AWAKENS zwei Durchläufe gegeben habe, werde ich überhaupt in der Lage sein, genau zu beschreiben, was an Emotionen hier sprudelt. Und so gehen dann fast zwei Jahre einer langen Sehnsucht in ein Feuerwerk auf.

Möge die Macht mit uns sein.