NamibsuRRealist

Schwarzafrika. Es mag überraschend kommen, aber was hindert mich denn schon daran, anstatt antiken Städten und unseren zivilisatorischen Ursprüngen nachzuforschen, einen ganzen Schritt weiter und damit zeitlich zurück zu gehen: "The Dawn of Man", dem Ursprung der menschlichen Spezies überhaupt zu erkunden? Mit einem Blick wie Stanley Kubrick (2001: A Space Oddyssey) und einer gewissen abenteuerlichen Auffassungsgabe eines Joseph Conrad (Heart of Darkness) mache ich mich zusammen mit meinem Vater auf nach NAMIBIA.
Ehrlich will ich sein: Wäre es nicht wegen einer Karate-Weltmeisterschaft, an der wir teilnehmen - ich hätte mich noch im ganzen nächsten Jahrzehnt nicht in Afrika gesehen. Aber die Chance hat sich ergeben, der Surrealist braucht eine neue Identität. AfricansuRRealist - WindhoeksuRRealist - NamibiansuRRealist? Namibia, ein multiethnischer afrikanischer Nationalstaat mit gerade mal 2,2 Mio. Einwohner verteilt auf einer riesigen Fläche, hat ihren Namen von der Wüste Namib geerbt. Kein Volk, sondern eine WÜSTE.
Dies ist eines der Dinge an Namibia, die mich am meisten reizen. Die Wüste hat etwas, sie ist ein geometrisches, abstraktes Terrain. Absolut lebensfeindlich für den Menschen - und doch: die Symbollandschaft für den einen wahren, lieben, verachteten, gezeichneten Gott(esbegriff). Dann wiederum ist da im Kontrast die Savanne - des Menschen Wiege, worin selbst dem urbanen Modernisten den wissenschaftlichen Studien nach ein psychogenetisches Wohlbefinden anmutet.
Was werde ich in Namibia surrealistisch entdecken? Wird es der Kubrick'sche Monolith sein, oder doch Garten Eden?
Am Abend vor der Abreise traf ich mich mit einem meiner besten und ältesten Freunde, und als Kinder der Küste hingen wir in der warmen Sommernacht am Strand ab. Der Sand ist weich, der Wind salzig, das Rauschen hypnotisch. Ein orchestrales Wetterleuchten spielt dramatisch seine Songs der Zukunft, verrät mir Prophezeiungen, die niemand hören kann. Als ich wieder heim fuhr, beschleunigte ich, drehte laut meine Musik auf und spürte mein Reisefieber ansteigen. Jetzt sitze ich im Flugzeug bei Spitzengeschwindigkeiten von beinahe 1000 km/h. Die Musik spielt jetzt nur in meinem Kopf, da ich meine Kopfhörer unglücklicher Weise zurückgelassen habe. Es ist Nacht, wir haben die Alpen, das Mittelmeer, die Sahara, den Äquator, das Dschungelherz überflogen. Zum ersten Mal in meinem Leben bewege ich mich der Erdkarte nach auf ihrer vertikalen Achse. Im Flugzeug sind kaum Farbige, aber viele Deutsche. Ein wenig ekelt mich das schon an, aber auch an diese koloniale Geschichte werde ich mich gewöhnen.

Es heißt "Reise, Reise!". Denn ich bin der NamibsuRRealist.

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