Metropolitan: ZANARKAND
Wie schön kann es sein, eine Stadt gleichzeitig als
riesige Metropole der Nacht und als romantische, ehrfürchtige Ruine zu erleben?
In Final Fantasy X ist das einigermaßen möglich. Die Game-Reihe zeichnete sich
schon immer in der Originalität der Geschichten und vor allem des Designs und
der Ästhetik aus.
Aber es geht hier weder um die Story noch das Konzept,
sondern um eine Stadt, die im zehnten Teil eine zentrale Rolle spielt, und
genug atemberaubend ist, dass ich sie gerne im Real Life erleben würde. Eine
Stadt, die in der dortigen Welt namens Spira ein kulturelles Zentrum
darstellte, bis sie dann in einem Maschinenkrieg völlig vernichtet wurde. Eine
Stadt, die förmlich aus Erinnerung besteht. Eine Stadt, die ich nie besuchen
können werde... fast.
ZANARKAND
Der Protagonist auf den Straßen Zanarkands |
Aber auch ein Berg grenzt
direkt an der Stadt, Mt. Gagazet. Für mich ist das eine heilige Kombination: Wasser, Stadt, Gebirge.
Auch die Ruinen Zanarkands würden
sich eine Reise lohnen, da es ein mystischer und romantischer Ort ist,
der in der Welt von Final Fantasy X
viel spirituelle Bedeutung trägt.
Negation: Diese Stadt gibt es
eigentlich nicht mal in der Ontologie des Games. Dort findet der Spieler
letzten Endes nur Ruinen vor, die sich erhaben bis zum Horizont erstrecken,
aber wo keine Menschen mehr leben können. Das, was der Spieler eigentlich
sieht, wenn er das Spiel neustartet und die erste Filmsequenz läuft, ist die
Erinnerung der vor 1.000 Jahren untergegangenen Stadt. Alles ist nur eine
Illusion, ein Traum, eine Matrix. Ihre Bürger selbst nur die Seelen der
früheren Bewohner, die diesen Traum für Realität halten. Eine zeitlose Geisterstadt.
Konzeptzeichnung |
In der Ruinenstadt sind
vor allem die Schwärme von Lichtern sehenswert, die dort sphärisch in der Luft umhertreiben
wie bunte Quallen im Meer. Nach der Metaphysik in Spira sind sie die Erinnerungen
von Seelen, freigewordenen Lebensenergie oder sonst was, die als Illumina
bezeichnet werden. Sie entspringen aus dem absoluten Zentrum, dem Yevon Dom,
der wohl eine unheimliche Wirkung auf lebende Besucher hat.
Kognition: Zanarkand, so einmalig
schön und originell sie auch erscheinen mag, entspringt nur aus den Köpfen
einer Hand voll Leute, und diese haben aus ein paar Inspirationsquellen existenter
Kulturen geschöpft. Als ich Japan bereiste, ist mir aufgefallen, wie stark
dieses Land selbst für das Setting in Final
Fantasy X Pate stand, ob es Miyajima und Okinawa für die Inseln von Spira
waren, oder eben: der futuristische Anteil und die Größe Zanarkands sofort in
Tokyo wiedererkennbar wird. Tatsächlich gibt es aber eine Stadt in der Welt,
die direkt und sogar namenstechnisch die Vorlage war. Samarkand
ist heutzutage eine um die 350.000 Einwohner große Stadt Usbekistans, die zum
persischen Reich gehörte. Sie ist eines der ältesten Städte der Welt.
True Story: 10 Jahre hat es für mich
gedauert, bis ich Final Fantasy X von
den ersten berauschenden Eindrücken [tatsächlich in der Schule während einer
Projektwoche] bis zum epischen Ende durchgespielt/durchgelebt habe. Das musikalische
Thema von Zanarkand wurde auch für mich zu einer Kultmelodie.
Die Ruinen von Zanarkand |
Samarkand |
Konzeptzeichnung für das Traum-Zanarkand |
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