DEXTER: Tonight was the night.
Im Lauf der Staffeln: Dexter |
SPOILER-Hinweis #2
Alle die das Finale der Serie noch nicht geschaut haben, denen rate ich: Schaut euch die letzte Folge an mit dem selben Ritual, wie ihr immer schon DEXTER geschaut habt, verdaut das Gesehene und liest euch dann diesen Blog durch, vielleicht findet ihr hier so etwas wie die erwünschte qualitative Aufwertung oder eine diskussionsbedürfte Gegenmeinung.
Alle die das Finale der Serie noch nicht geschaut haben, denen rate ich: Schaut euch die letzte Folge an mit dem selben Ritual, wie ihr immer schon DEXTER geschaut habt, verdaut das Gesehene und liest euch dann diesen Blog durch, vielleicht findet ihr hier so etwas wie die erwünschte qualitative Aufwertung oder eine diskussionsbedürfte Gegenmeinung.
Wer ein Happy Ende erwartet, der ist nicht geschaffen für solch eine Serie. Ich habe
mir einige Englisch-sprachige Reviews zur finalen Folge von DEXTER
durchgelesen. In vielen Punkten fühlte ich mich bestätigt, in einigen
aber musste ich auch heftig widersprechen. Mir gefiel der sehr schnelle und
eher unbedeutende Tod von Oliver Saxon aus dem Grund, weil Dexter den
vor der Kamera ausgeübten Mord nur soweit als "Notwehr" getarnt hat,
dass für Baptista und Quin dennoch offensichtlich war, was wirklich
vorgefallen ist - und keiner darüber ein konkretes Wort verliert. Quinn,
der seine Liebe Debra durch Saxon verloren hat, wirkt zwar düster, aber
man spürt, dass er diesen Vergeltungsschlag von Dexter genießt und im Geiste auf
seiner Seite ist. Allein bei Baptista sieht man den Schock, wie
kaltblütig, offenbar geübt, kalkuliert und treffsicher Dexter den Soziopathen erstochen hat. Er kann sich darauf keinen Reim machen, ist
nervös und verwirrt zugleich. Das war eine äußerst deprimierende Szene,
aber sie zeigt, dass Dexter seine Maske vor seinen Freunden abgelegt
hat. Das war der eigentliche Punkt von Saxons Tod. Letzten Endes war er eben kein Trinity-Killer, denn dieser ist über alle Staffeln zurückgeblickt der abartigste und schlimmste Serienmörder der Serie; Saxon war nur ein intelligentes, empathieloses Raubtier, doch lange nicht so schockierend wie Arthur Mitchell.
Ich hatte
immer erwartet, seit ich die Serie schaue, dass
Dexter letzten Endes sterben muss - gerade zum Wohl seiner Freunde und Familie. Und zwar, dass er sich opfert, vielleicht auch sich
selbst als sein final piece of art sieht, ein leicht in
Größenwahn getriebener Selbstmord und die Selbstglorifizierung seines Lebenswerks. Aber dass letztlich Debra Morgan stirbt, und nicht
einfach nur sterben, sondern wegen massiver Hirnschädigung in einem
vegetativen Zustand verbleibt, hat mich sehr geschockt. Die Tränen
kamen mir auch weiterhin, als Dexter seine Schwester von den Maschinen, die
Deb in ihrem vegetativen Zustand noch am Leben hielt, trennt und somit
aktive Sterbehilfe leistet. Dies ist ein stummer Rückschlag für seine Person gewesen. Aber irgendwo auch
poetisch. Zumindest hatten sie die Chance, sich von einander zu verabschieden. Das ist ihnen vergönnt geblieben. Debra ist sein letztes Opfer, mit das er in den gewalttätigen
Sturm, der auf Miami zugerauscht kommt, auf seinem Boot SLICE OF LIFE
zufährt. Er versenkt sie - wie all seine Opfer davor, doch statt zerhackt in schwarzen Beuteln, versinkt sie gehüllt in weißen Laken.
Statt des Blutes, der roten Farbe, ist es nun das blasse Blau des Meeres und der leblosen Haut von Debra. Eine meiner Vorstellungen
vom Ende, auch genährt von der Werbung für die letzte Staffel, die
zeimlich awesome ist, war immer, dass es pompös sein wird, episch, mit
Dexter als sein eigener Killer, in seinem Kill-Room mit den Bildern all
der Serienmörder, die er zur Strecke gebracht hat. Überhaupt dass alle
irgendwie wieder einmal ins Bild kommen, vor allem die sogenannten Endgegner in
seinem Leben. Stattdessen endet die Serie sehr melancholisch, zwar auf
stürmischer See, aber doch ruhig, da der Sturm vor Augen ist, doch das
Wasser davor noch still. Diese ganze Bildsprache erinnert mich sehr an
Jugendstil, an Art Nouveau, Wasser, Melancholie, eine tote schöne Frau,
die in die Tiefen des blassblauen Wassers versinkt. Und unser tragischer
Held, der eigentlich nie einer war, sondern ein Anti-Held und in seinem
Leben seine geliebten Mitmenschen in einen Strudel gerissen hat,
seitdem er anfing, eine normale Person spielen zu wollen. Dexter fährt direkt
in den Sturm und lässt sich von ihm verschlucken.
Soweit wäre dies
die perfekte, melancholisch-poetische Abschiedsszene gewesen. Doch es
ist kein Happy Ending, auch kein Klagelied, sondern immer noch die
Geschichte eines Psychopathen, der vielleicht verstanden hat, was
Menschlichkeit bedeutet. Diese ca. 6 bis 8 Jahre, die Dexter
weiterentwickelt haben als alles andere davor, haben viel Leid bedeutet, und
nicht nur Leid für ihn, sondern auch für seine Mitmenschen. Am Ende hat es das
Leben von seiner Schwester Debra gekostet. Hannah und Harrison, die
beide auf ihn in Argentinien warten, will er auch nicht weiter in diesen zerstörerischen Sturm ziehen, welches um ihn zirkuliert. Daher scheint es, dass dies sein Grund ist, sich selbst
diesem symbolischen Sturm zu opfern.
Die allerletzten Bilder machen in einigen Betrachters
Augen die ganze Poesie der Boots-Szene kaputt, doch sie zeigt eines:
Dexter faked seinen Tod, weil sein Überlebenstrieb stärker ist. Er ist
und bleibt immer noch ein gefährlicher Soziopath, der Verantwortung
übernehmen kann, aber sein tiefster Instinkt treibt ihn zum Überleben,
wie ein gefährliches Raubtier. Jetzt bleibt nur noch die Frage offen, ob
er doch das Ziel hat, sich mit Hannah und Harrison wieder zu vereinen
und nur den Tod für seine Freunde in Miami vortäuschen musste. Dafür aber
erstmal eine Zeit als einfacher Arbeiter, als Niemand hinnehmen muss.
Oder ob er vielleicht doch wieder zu seinen alten Verhaltensweisen
zurückgekehrt ist. Es ist die Offenheit, die zum einen ein Weiterleben des Franchises möglich macht, aber auch das wahre tragische Ende von DEXTER darstellt. Egal, wie viel Menschlichkeit er gewinnen konnte, so ist sein stärkster Trieb etwas, dass sich nie vollkommen auslöschen lässt, selbst wenn es für einen Moment erstickt zu sein schien.
In dieser ganzen Zeit haben wir Dexters Entwicklung verfolgt, wie er Schritt für Schritt sein Wesen dort in Frage stellt, wo er jeglicher Empathie abhanden war. Mit jeder Staffel hat er sich mit einem neuen wichtigen Aspekt von Dasein auseinander gesetzt, immer verbunden mit der Konfrontation zu jemanden, der wie er zu sein scheint: ein tödliches, irrationales Raubtier, ein Soziopath und Serienmörder. Was aber von Anfang an auffällig war, ist die Stärke seines Moralkodex, und wie er immer seine Schwester vor allen anderen Möglichkeiten gewählt hat. Die ganze Tragik dreht sich nicht einfach nur als Individualtheater um Dexters Dasein, sondern war immer schon verbunden mit Debra, sie ist der Gegenpart zu Dexter, beide sind die Hauptprotagonisten dieser Serie, auch wenn ihre Bedeutung erst relativ spät zum Tragen kommt. Wo Dexter die dunkle Seite darstellt, ist sie immer das Refugium der Menschlichkeit (sehr wohl ein Refugium mit rebellischem Antlitz und loser Zunge). Wo Dexter keine Reue zeigt und sich erlöst fühlt, wirft es sie in Depression und Qual. Doch ist ihr Band zueinander so stark, dass jeder etwas von seiner Idealposition aufgibt, um den anderen zu schützen oder näher zu sein. Darum ist Debra auch zum Anti-Helden geworden, ihre Krux: der Mord an LaGuerta. Es macht Sinn, dass sie als der eigentlich menschliche Part dieses Duos dann auch aufgrund ihrer Schuld sterben muss. So gesehen, schockiert mich ihr Ende auch nicht mehr. Und Dexter zeigt uns mit seinem letzten Blick in die Kamera, das seine Geschichte noch nicht vorbei ist, aber diese wie die Arbeit des Sisyphos immer mit Tragik verbunden bleiben wird. Um auf die Klassik dieser Konstellation hinzuweisen: Debra ist Antigone, die trotz ihrer Menschlichkeit zum Tode verurteilt ist, während Dexter wie Ödipus gezwungen ist, etwas ihm Wichtiges entrissen weiter auf Erden zu wandeln. Denn seine Erkenntnis ist:
"I destroy everyone I love."
Das letzte Bild |
In dieser ganzen Zeit haben wir Dexters Entwicklung verfolgt, wie er Schritt für Schritt sein Wesen dort in Frage stellt, wo er jeglicher Empathie abhanden war. Mit jeder Staffel hat er sich mit einem neuen wichtigen Aspekt von Dasein auseinander gesetzt, immer verbunden mit der Konfrontation zu jemanden, der wie er zu sein scheint: ein tödliches, irrationales Raubtier, ein Soziopath und Serienmörder. Was aber von Anfang an auffällig war, ist die Stärke seines Moralkodex, und wie er immer seine Schwester vor allen anderen Möglichkeiten gewählt hat. Die ganze Tragik dreht sich nicht einfach nur als Individualtheater um Dexters Dasein, sondern war immer schon verbunden mit Debra, sie ist der Gegenpart zu Dexter, beide sind die Hauptprotagonisten dieser Serie, auch wenn ihre Bedeutung erst relativ spät zum Tragen kommt. Wo Dexter die dunkle Seite darstellt, ist sie immer das Refugium der Menschlichkeit (sehr wohl ein Refugium mit rebellischem Antlitz und loser Zunge). Wo Dexter keine Reue zeigt und sich erlöst fühlt, wirft es sie in Depression und Qual. Doch ist ihr Band zueinander so stark, dass jeder etwas von seiner Idealposition aufgibt, um den anderen zu schützen oder näher zu sein. Darum ist Debra auch zum Anti-Helden geworden, ihre Krux: der Mord an LaGuerta. Es macht Sinn, dass sie als der eigentlich menschliche Part dieses Duos dann auch aufgrund ihrer Schuld sterben muss. So gesehen, schockiert mich ihr Ende auch nicht mehr. Und Dexter zeigt uns mit seinem letzten Blick in die Kamera, das seine Geschichte noch nicht vorbei ist, aber diese wie die Arbeit des Sisyphos immer mit Tragik verbunden bleiben wird. Um auf die Klassik dieser Konstellation hinzuweisen: Debra ist Antigone, die trotz ihrer Menschlichkeit zum Tode verurteilt ist, während Dexter wie Ödipus gezwungen ist, etwas ihm Wichtiges entrissen weiter auf Erden zu wandeln. Denn seine Erkenntnis ist:
"I destroy everyone I love."
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