random blog III: randomness unlimited

Eine Woche ohne Internet draengt mich zur allumfassenden Frage: Was machen Sachen?
Zum einen DVDs. Die wenigen, die ich mit in mein neues Domizil mitgebracht habe, sind koestlich durchgeschaut, bevor ich in einem UEBER-Plattenladen dann gebrauchte DVDs nachkaufen musste, was einem gewissen Retro-Feeling der End 2000er nahe kam. In diesem Plattenladen in der Lister Meile kann man noch Musik entdecken und Gleichgesinnte beim Stoebern beobachten, auch wenn es unangenehm mehr Aeltere als Juengere sind, und komischer Weise auch mehr Maenner als Frauen. Aber vielleicht bin ich nur zu den falschen Zeiten da gewesen. Oder im falschen Viertel gelandet. Die Lister Meile befindet sich in der vielfach geschmaehten LIST, dem Stadtteil der Spiesser und Bourgoisie, zu denen sich auch ein Grossteil der Studenten bekennen.
Selbst absolut dem Avantgardistischen zugetan, welche sich in der Lister Antipode - dem sagenumwobenden Stadteil LINDEN - manifestiert, war ich dennoch fest entschlossen, meinen surrealistischen Stempel auf das Buergertum aufzusetzen und den Ort mit der Flagge eines Besatzers zu uebernehmen. Denn die List ist es wert, erobert zu werden, besonders wegen ihrer Lister Meile, die sich kilometerlang bis zur Innenstadt zieht.

Meine Lieblingsbeschaeftigung ohne Internet und Ziel ist das Flanieren der Lister Meile. Zum einen entspringt es meiner Neugier, den neuen Ort kennen zu lernen, zum anderen der Lust, das Schicksal und den Zufall herauszufordern. Ein belebter Ort mit einigen Cafes, Restaurants (nur wo sind die Bars?) und Second Hand Laeden. Eine Marktschreierin ruft jeden Tag an einem Obst und Gemuese-Laden aus, was die Preisaktion des Tages ist, dabei irritiert mich ihr sauberes Hochdeutsch. Bei Marktschreierinnen muss ich sonst immer sofort an peruanische Indios oder das hypnotische Schrillen von Thai oder Japanisch denken. Beim naechsten Meilenstein findet sich ein Barde, der mit seiner Harfe wohl aus dem Mittelalter direkt ueber ein ScienceFiction-Portal zu uns gekommen ist. Und je naeher ich der Innenstadt komme, umso mehr zeigen sich die Zeichen dessen, was nicht buegerlich und daher besonders von Interesse ist. Das Unbewusste aus dem Kern, was wohlmoeglich vergessen gemacht werden will von der Bougoisie, sind die Asozialen, die im Park ihr Bier trinken, Bettler und das kleine Fluechtlingscamp mit den vier grossen Zelten, das wie durch ein Guckloch den Blick in eine kafkaeske Parallelwelt mit schwarze Jungs beim Abhaengen ermoeglicht. Mir gefaellt das alles, ein jeder muss nur seine Augen und psychischen Antennen frei halten fuer das Seltsame und Verborgene.
Derweil richte ich meine Wohnung ein fuer das, wovon ich schon immer getraeumt habe - ein Studio des Surrealismus.

Kommentare

Beliebte Posts