Du Schlepper!

Es gibt eine neue verachtende Beleidigung, die ich einigen Leuten zurufen werde: "Du SCHLEPPER!"
Sobald wir in die Nähe von touristischen Orten und Verbindungsstationen kommen, werden wir wie Mosquitos oder Fliegen von den Schleppern befallen. Kaum bist du noch halb verschlafen aus dem Nachtzug von Bangkok ausgestiegen, befällt dich seltsame Panik. Diese geht von einem Thai aus, der dich direkt am Ausgang des Zugs hastig fragt, ob du die Tickets hast, und dich schnell zum Bus bringen will, weil dieser gleich jetzt schon losfährt. Der Nächste fährt erst in drei Stunden. Alternativen bietet dir keiner.
Und doch, wenn du dich als Reisender nicht wie ein Schaf einer größeren Herde fühlen möchtest,  bleibe souverän, wink' den Schlepper ab und nehme die Zeit in Kauf, die Weiterreise günstiger und auf deine Weise zu organisieren.
In Thailand lernt man auf Dauer, sich nicht hinters Licht führen zu lassen. Die reichen Westler, deren "arme" studierende Elite anscheinend Geld genug hat, um so weit zu reisen, was manch Thai niemals in seinem Leben erreichen kann, wird für seinen Tourikolonialismus dahingehend eben als Entschädigung (finanziell) ausgenutzt. Ein Geben und Nehmen, ein Parasitismus in gegenseitiger, gespiegelter Form.
Zum Ausweichen gilt die Regel: Auf der Straße lernt man keine Freunde kennen. Und je länger man dort bereits verweilt und entschlossener wirkt, umso mehr legt sich das Angesprochenwerden. Erfahrung und ein klares Nein, ja klare Ignoranz wirkt wie ein Repellent auf diese Blutsauger. Man ist als liberaler, empathischer Mensch zwar dazu geneigt, auch ihre Seite im Sinn zu haben,  die Armut, den Konkurrenzdruck. Aber Mitgefühl sollte nicht geboten werden, denn trotz allem ist das Verhalten der Schlepper nichts, das zwischenmenschliche Kommunikation alle Ehren macht. Besonders wenn sie das Wort "My friend" in den Mund nehmen und so den Sinn vergewaltigen, und dich fragen "Where do you go?" - was die nichts angeht.
Das Land des Lächelns haben eindeutig die Thai, aber nur wenn man sich nicht bequatschen lässt, sondern selber schon auf dieses Volk zugeht. Dann sind sie sogar ungefragt dazu bereit, für dich die nötigen Leute anzurufen, um dir schnellstmöglich weiter zu helfen.

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