random blog: gelangweilte Amnesie

Gerade habe ich mir ein Buch gekauft. Aus Langeweile. Was mich dazu trieb, ist aber keine Aristokraten-Langeweile, und auch nicht das süße Gegenteil davon namens Fluchtverhalten. Was ist das dann für eine Langeweile? Ich schlendiere so durch Hugendubel, geschätzt den ganzen Nachmittag, streife dabei zuerst die Romanabteilung. Ich schaue mir Cover an, Titel und Kommentare auf den Buchrücken. So stoßt mich jedoch ein Roman nach dem anderen ab, obwohl ich den Autoren damit nicht gerade fair gegenüber bin. Aber es ist mir scheißegal, wenn das Cover kacke aussieht, sagt es einiges aus. Die Titel sind alle sinnlos und nüchtern uninteressant. Und bei den sonstigen Infos, die irgendwelche Zeitschriften und andere Intelektuelle abgegeben haben wollen, wird mir regelrecht übel. Einige wenige Bücher haben mit mir geflirtet, vom Cover, oder vom Inhalt her, der irgendwie doch durch den Dreck des schlechten Designs durchschimmert. Leider war ich eigentlich nicht mal in Stimmung, einen Roman zu kaufen. Tatsächlich wollte ich mal wieder etwas mehr Sachliches. Somit werde ich nicht fündig bei den Romanen, und es ist gut so.
Schnurstracks zu den politisch-geschichtlichen Büchern. Israel war meine erste Idee, ein gut geschriebenes, gern auch opulentes und kluges Werk will ich dazu finden, zum ganzen Nahost-Konflikt, zur ganzen mittelöstlichen Geschichte und Kultur seit Mesopotamien. Ein kleineres Büchle mit dem Titel DER ISLAMISTISCHE FASCHISMUS klingt sehr spannend, genau sowas hätte ich mit 18 oder 19 sofort gekauft. Leider schlagen meine psychischen Antennen diesmal nicht aus, obwohl sie schon etwas zittern. Mein Instinkt lässt mich stattdessen zu den Reisebüchern stolpern. Ich sage Instinkt, weil ich unbewusst auf ein Buch zusteuere, das ich mir schon vor längerem mal kaufen wollte. Dort lag es auch, und ich nahm es flockig mit. Dann warf ich mich auf Biographien. Meine Erfahrungen mit niedergeschriebenen Lebensgeschichten sind durchaus positiv, ob André Breton, Oliver Sacks, Martin Heidegger oder sogar System Of A Down, immer war ein episches Abenteuer zu lesen, dass vor allem eine große Stärke hatte: Sie passierten so wirklich. Die besten Geschichten schreibt das wahre Leben, an diesem behinderten Spruch ist leider etwas dran. Fast hätte ich dann auch Dennis Hoppers Biographie mitgenommen, klang nach Gonzo-Style, aber schnell war ich doch wieder verhalten und dachte mir, wieso jetzt Dennis Hopper? Klar, er war ein geiler Psycho zwischen Drogen-Hippie, Revolteur und Filmstar, der alle möglichen Charaktere aus jedem dieser Universen begegnet ist. Aber die Langeweile trat wieder wie ein Keil dazwischen.
Ich wanderte. Und landete. Bei Psychologie, Philosophie und... (Rauschen...). Was blieb mir jetzt anderes übrig? Meine Wunschliteratur war in diesem Moment weder bewusst, noch in der Ladenzeile zu finden, ich wollte etwas, das es nicht gibt. Weil es wohlmöglich nur von mir geschrieben werden kann. Was für eine Tragödie. Nun wurde ich zur Langeweile selbst, sie egriff Besitz von mir und strahlte in meinem ganzen hübschen Gesicht aus. Was für ein nutzloses Leben. Warum wollte ich nochmal ein Schriftsteller werden? Eine gelangweilte Amnesie, doch die Alternative des bürgerlichen Zahnarzt-Lebens passt noch weniger zu mir, und als Chirurg will ich mich nicht der Klinik opfern. Solche Gedanken sind am besten an einem Samstag zwischen Karfreitag und Ostern platziert.

Und was ist das nun für eine Langeweile? Ich hab keine Ahnung. Irgendetwas Passiv-Aggressives, weil ich nichts zu lesen finde. Das Buch, was ich mir letzten Endes geholt habe, heißt DIE SELTSAMSTEN ORTE DER WELT. Dort befinde ich mich gerade.

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