Die verführerische und düstere Seite Shanghais

Ein Spaziergang durch die belebten Strassen im Zentrum Chongmings. Die Lichter sind auch hier allgegenwärtig, an Bäumen, die Unterseegeschöpfen gleichen, auf Strassenschildern, aus den Läden und Shops, kleines spontanes Feuerwerk in den Lüften. Aber wo so viel Licht ist in der Nacht, sind die Schatten umso tiefer.
Ich wurde genau zweimal von jungen, unscheinbaren Mädels auf Englisch angesprochen, denen ich natürlich verzückt meine Aufmerksamkeit schenkte. Ich vermutete wohlmögliche Schüler aus meiner Highschool. Doch die Erste bat mich um Geld, damit sie sich Brot kaufen könne, 5 kuai (Yuan), sie habe Hunger. Ich dachte, sie wäre eine gewöhnliche Bettlerin, aber erst später bei Internetrecherchen stieß ich auf den Punkt, dass genau das seltsam ist: das Hauptnahrungsmittel der Chinesen bleibt immer noch der Reis, wieso wollte dieses Mädchen Brot haben?
Das zweite Mal waren es sogar zwei Mädchen, wobei die eine vielleicht dieselbe von vorher war. Das mir unbekannte Mädchen, eine Chinesin nach der heutigen Jugendmode gekleidet mit braun gefärbten Haaren, fragte mich, ob ich Chinesisch spräche. Ich antwortete, nur ein bisschen (yi dian), daraufhin fing sie an langsam auf Chinesisch mit mir zu sprechen, aber ausser „Ich“ verstand ich nichts in so kurzer Zeit und meinte nur „Wo bu mingbai“ – Ich verstehe nicht. Sie begann sich auf Englisch zu wiederholen, dass sie hier keine Arbeit finden - da sprang die Alarmglocke an und warnte mich vor Prostitution! – und ob ich ihr nicht Geld für Essen und Brot geben könnte. Ich entfernte mich schleunigst von ihnen, nachdem ich irgendwas davon gestammelt habe, dass ich auch nichts losmachen kann.

Wieso fragen mich verhältnismäßig gut gekleidete und auch recht gutes Basis-Englisch sprechende Mädchen um Geld und Brot? Das ist absonderlich, passt nicht zusammen; die Travelguides warnen vor jungen, manipulativen Frauen in China, die sich alleinstehende Männer angeln und sich von ihnen Cocktails und anderen Alkohol für Unsummen spendieren lassen. Selbst die Einheimischen sind überrascht, wenn ich ihnen davon erzähle. „Very strange.“ Aber was ist mit diesen Mädels? Wer waren sie wirklich, und was waren ihre Motive?

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